Religionspsychologie studieren

Wer über ein Fernstudium Psychologie nachdenkt oder einen klassischen Präsenzstudiengang aus dem psychologischen Bereich ins Auge fasst, stößt auf facettenreiche Teilbereiche, zu denen unter anderem auch die Religionspsychologie gehört. Einen entsprechenden eigenständigen Studiengang dürfte man zwar kaum finden, aber dies bedeutet nicht, dass man nicht doch Religionspsychologie studieren kann. In der Regel ergibt sich im Studium der Psychologie oder Theologie die Gelegenheit dazu. Zunächst stellt sich jedoch die Frage, was die Religionspsychologie überhaupt ist und womit sich diese konkret beschäftigt.

Definition Religionspsychologie

Die Religionspsychologie befasst sich einerseits mit den Religionswissenschaften, geht andererseits als Disziplin der Psychologie auf das Verhalten und Erleben des Menschen ein. Die Religionspsychologie stellt hier auf wissenschaftlicher Ebene einen Kontext her und betrachtet das religiöse Denken, Verhalten, Erleben und Handeln einzelner Individuen sowie verschiedener Gruppen. Insbesondere die folgenden Phänomene sind dabei Gegenstand der Religionspsychologie:

  • religiöser Glaube
  • Missionierung
  • Buße und Beichte
  • Gotteserlebnisse
  • Reue
  • Gebete
  • Ekstase

Oftmals findet die Religionspsychologie gemeinsam mit der Religionssoziologie Anwendung und geht dabei auf das religiöse Erleben innerhalb der Gesellschaft ein. Glaubensgemeinschaften sowie das religiöse Leben werden dabei hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft analysiert. Davon abzugrenzen ist die Religionspsychopathologie, die auf das religiöse Erleben in Zusammenhang mit neuro-psychiatrischen Leiden eingeht.

Die Geschichte der Religionspsychologie

Mit seinem Werk „Psychologie“ lieferte Friedrich Schleiermacher den Anstoß zur Anerkennung der Religionspsychologie als eigenständige Disziplin der Psychologie. Die Schrift wurde nach seinem Tod im Jahr 1862 veröffentlicht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgten weitere bedeutende Werke, die heute zum Teil als Klassiker der Religionspsychologie gelten. Im Jahr 1914 riefen dann Oswald Külpe und Wilhelm Stählin die Gesellschaft für Religionspsychologie in Nürnberg ins Leben. Aus dieser ging dann die Internationale Gesellschaft für Religionspsychologie hervor, die sich der Förderung der Religionspsychologie verschrieb. Im Laufe der Zeit erlebte die Gesellschaft einen stetigen Wandel, hat aber nach wie vor Bestand. Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen finden sich heute in der Gesellschaft für Religionspsychologie zusammen und geben regelmäßig Zeitschriften heraus.

Heute führt die Religionspsychologie mehr oder weniger ein Schattendasein und kann durchaus als Orchideenfach bezeichnet werden. Nichtsdestotrotz darf man sie nicht unterschätzen und sollte sich stets vergegenwärtigen, welche Rolle die Religion für die Menschen spielt. Heutzutage scheint diese abzunehmen, doch man darf nicht den Fehler machen, die gesellschaftliche Funktion der Religion zu unterschätzen. Seit jeher prägt der Glaube die Weltanschauung und gibt vielen Menschen Halt, Zuversicht und Hoffnung. Dies ist heute nicht anders, obgleich die Religion in der modernen hochtechnologisierten Welt auf den ersten Blick keinen Platz zu haben scheint. Für viele Menschen ist die Hoffnung auf Gott nach wie vor ein wichtiger Anker, der ihnen psychisch Kraft gibt.

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